SO  EIN  THEATER!

 

Soldi hat für den Theaterjugendclub Freiberg die Schauspielmusik zu „Emil und die Detektive“ geschrieben. Tom am Schlagzeug, Jens an der Tontechnik und Soldi an diversen Tasteninstrumenten haben einen Soundtrack mit kecken Liedern eingespielt, zu denen die Darsteller auf der Bühne live singen. Die Kids im Zuschauerraum und die Techniker hinter der Bühne übrigens auch. Inzwischen hat dieses Werk seit der Premiere am 11. Dezember 2000 und einer Wiederaufnahme mit neuer Besetzung am 29. Februar 2004 schon so 60 Vorstellungen hinter sich. Und weil uns einige Melodien so gut gefallen haben, kann man die mit anderem Text und Arrangement auch auf „Kinderlieder 2“ hören. So um Mitte 2001 kamen Gunnar und Ute vom Theater Variabel Olbernhau mit der Idee, den Bodensatz des deutschen Musiktheaters neu zu vertexten und zu vertonen. So entstand auf der Grundlage der Weber-Oper das Werk: „Die sieben Kugeln des Freischütz.“ Zwiebel spielte den Max. Außer, dass man dort mit sehr angenehmen Leuten arbeiten konnte, hatte die Sache auch noch den Vorteil, dass wir damit genug Geld verdienten, um endlich die Charon-CD herauszubringen.

 

RIO-REISER-NACHT

 

Mittlerweile ist uns diese Nacht mit drei Stunden Livemusik von Rio, den Scherben und uns so ans Herz gewachsen, dass wir uns gar nicht recht vorstellen können oder wollen, was wir besseres oder anderes machen könnten. Wahrscheinlich singen und spielen wir noch bis zum jüngsten Tag: „Halt dich an deiner Liebe fest“! Was soll sich daran auch je ändern? Wie wir dazu gekommen sind, ist eine Geschichte für sich, die ein Buch füllt, denn der Rio ist einfach unsere Wurzel – schon immer. Manoli kam mit der Idee, ein Rio-Reiser-Programm zu spielen und Soldi hat in einem meditativen Moment mit dem Himmel Kontakt aufgenommen und Rio hat einfach gesagt: „Geht klar! Macht’s doch!“ Und da machen wir das eben. Ein Kommentar von Soldi: „Das muss jetzt einfach sein… das sind wir ihm schuldig. Wenn es uns einer angetan hat, dann ist es der Rio. Wer ihn je live erlebt hat, weiß, dass er sich das Herz aus dem Leibe gesungen hat – „Für immer und dich“. Wendejahr ’88: Wir saßen mit offenen Mündern und Ohren vor der Glotze, als sein Konzert aus der Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin-Ost übertragen wurde. In Berlin-West hatte Rio Auftrittsverbot, aber wir Ossis brüllten seine Texte mit und Jens hat mit seinem Schnürsenkeltonbandgerät alles mitgemeißelt. Titel wie „Halt dich an deiner Liebe fest“, „Alles Lüge“ und „Blinder Passagier“ spielten wir sofort nach, und unsere Stasiakte war uns wurscht. Dann erlebten wir ihn – live: einmal in Leipzig, noch einmal im Gasthof in Lüttewitz – dann nicht mehr. Da man im Westen alles kaufen kann, haben wir nun genügend Material. Und Manoli brachte den Vorschlag: Lasst uns ein Rio-Reiser-Projekt machen! Manchmal ist das, was einem so nahe liegt, so weit. Mich hat noch keiner so bewegt wie er, der sein letztes Hemd auszog und eigentlich alles preisgab. In alle möglichen Programme hab ich irgendwo meinen Rio eingebaut, sei es eine Gedenkfeier für die Geschwister Scholl oder das Jugendweiheprogramm; meine Schüler singen im Musikunterricht seit Jahren „Wann“ und „Junimond“. Und endlich sagt es dann einer. Ja, Manoli, das machen wir, ein Rio-Reiser-Projekt, um ihm endlich Danke zu sagen, dass er uns Wurzeln gegeben hat, dass er uns auch auf unseren eigenen Weg geholfen hat, und dass wir nun auch was für ihn tun können.“ Im April 2001 haben wir dann im Freiberger Tivoli zum ersten Mal ein Programm mit hauptsächlich Rio-Titeln und natürlich auch eigenen Sachen gespielt. Jens Seitdem wird immer wieder gesagt: Das klingt wie Rio! Und wir sagen: Das klingt eben nicht wie Rio – das schmeckt so. Jeder kann sich einen Titel von Rio und eine Version desselben Titels von Wunderbuntd nebeneinander anhören und wird feststellen: Das ist etwas ganz Anderes! Und trotzdem ist es authentisch, weil wir’s ehrlich meinen, weil wir wirklich hinter seinen Songs stehen und weil wir gern zusammen Musik machen. Und das merkt jeder und darauf sind wir stolz. September 2001 trennt sich Zwiebel von der Band und geht seitdem eigene Wege als Darsteller und als „Solomimo“ mit Kinder- und Liederprogrammen. Wenige Tage später haben wir Robert als neuen Gitarristen zum Zwecke der Anhebung des Altersdurchschnitts in der Band engagiert. Also die Besetzung ab 2001: Jens (voc), Soldi (p,voc), Dirk (sax, voc), Manoli (guit), Robert (guit), Hans (b), Tom (dr). Unsere Rio-Reiser-Nacht wollten wir natürlich auch spielen und nicht nur immerzu proben. Also klemmt sich Soldi ans Telefon und bezirzt die Veranstalter. Aber es ist immer das gleiche Problem, das auch unzählige Bands vor uns hatten. Nur wer einen Namen hat, weil er schon in vielen bekannten Clubs gespielt hat, der darf dann auch in bekannten Clubs spielen. Wo ist da ein Anfang? Jedenfalls sind wir nach horrenden Telefonrechnungen im Januar 2002 ins Zoom Chemnitz reingerutscht und später dann in die Alte Brauerei Annaberg (wo wir uns eine treue Fan-Gemeinde erspielt haben, die seitdem mit selbstgedruckten WunderbunTd-Shirts zum Konzert kommt) und später Gasometer Zwickau und Passage Dresden (diese Gemeinde kommt mit handbemalten Shirts) und Malzhaus Plauen (vor der Tür eine Gedenktafel für Rios letztes Konzert) und jetzt reden die Veranstalter mit uns, bei denen wir spielen möchten, denn wir können ja mit bekannten Clubs angeben. „Die Botschaft der Band aus dem Erzgebirge ist: Noch lange ist der Traum nicht aus. Denn ihr Markenzeichen sind Cover-Versionen von Rio-Reiser-Songs. Auch eigene Songs gemahnen inhaltlich und musikalisch an das Scherben-Erbe. Früher wurde bei ihren Konzerten immer gesagt: Ihr spielt ja lauter Lieder von Rio Reiser, die wir gar nicht kennen. Die Band fügte sich den Gegebenheiten und tourt seitdem mit einer Rio-Reiser-Nacht.“ (TAZ vom 27.04.2002)

Eine feine Sache war das Flower-Power-Festival 2002. Eigentlich sollten wir ja um 17:30 Uhr spielen, was ja nun keine besonders gute Zeit ist. Glücklicherweise haben aber die Bands vor uns etwas länger gespielt, so dass wir zur Top-Zeit um 20:00 Uhr anfangen konnten. (Wir haben dann auch etwas länger gespielt.) Ein weiteres Highlight war unser Gig in der Kulturfabrik Hoyerswerda, wo der Pille – der hat schon bei Gundi und auch bei Rio Ton gemacht – einen ordentlichen Live-Mitschnitt zustande brachte.